Wochenrückblick KW 18
Das Berater- und Trainerdasein macht gerade so unglaublich viel Spaß, dass ich mal wieder gar nicht merke, dass das, was ich täglich gestalten darf, von anderen gemeinhin als Arbeit bezeichnet wird.
Ich empfinde tiefe Dankbarkeit, weil dieses Gefühl nur möglich ist, wenn man weitestgehend von Rückschlägen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen verschont bleibt.
Bis jetzt war das der Fall und ich weiß, dass das alleine schon unendlich viel Glück bedeutet.
Ich verdanke meinen Spaß an meiner gestalterischen Arbeit natürlich auch realen Personen.
Zu aller erst war das mein Großvater, Franz Jansen, der mir von kleinauf beigebracht hat, wie wichtig Wissen ist.
Von ihm habe ich diesen unendlichen Willen, zu lernen und Neues zu erfahren.
Obwohl er schon 40 Jahre tot ist, weiß ich heute noch, wie sein Arbeitszimmer aussah und wie wohl ich mich in diesem Zimmer – mit Regalen voller Bücher – gefühlt habe.
Im Beruf bin ich dann auf Personen getroffen, die mich verhandeln und Wissensvermittlung gelehrt haben.
Unvergessen ist mir der ehemalige Frankfurter Richter Gehrke, dessen Ausstrahlung und Souveränität im Gerichtssaal mir ein großes Vorbild war, den ich mit Anfang 30 kennengelernt habe.
Zur selben Zeit bin ich auf die bekannten Strafverteidiger Strate und Maeffert getroffen, deren Auftreten und Reputation mir zwar imponiert hat, deren Verhandlungsstil aufgrund meiner persönlichen Charakterfixierung mir aber fremd blieb.
Im Arbeitsrecht bin ich dann auf viele der großen Arbeitgeberanwälte getroffen, ohne dass das sonderlichen Eindruck bei mir hinterlassen hat – mit einer Ausnahme Professor Klaus Hümmerich. Ich erinnere mein Seminar zur Erlangung des Fachanwaltstitels, indem dieser Mann mit einer Leichtigkeit und gleichzeitiger Präzision Wissen vermittelt hat, die ich so nicht mehr erlebt habe und das völlig ohne die typischen Juristenallüren.
Eine wichtige Begegnung war ein Seminar von Johanna Busmann in Berlin, deren Seminar „Gut gefragt ist halb gewonnen“ bei mir Spuren hinterließ. Zeugenbefragung, Umgang mit Richterphrasen und Druckmitteln war das Thema, mit diesem Skript und meinen Mitschriften von damals habe ich viele Verhandlungen vorbereitet.
Zweifellos ein entscheidender Tag für meine Entwicklung war die Begegnung mit Arthur Trossen während meines Mediationsstudiums an der Fernuniversität Hagen. Die Vermittlung der einzelnen Phasen und deren richtige Einleitung ist die Leidenschaft dieses Dozenten. Auf ein „Setting“ in Verhandlungen zu achten, war mir bis dahin völlig unbekannt, eine Metaebene wäre für mich bis dahin eher eine Galaxie aus Raumschiff Enterprise gewesen.
Ich würde ihn als Mediator aus Leidenschaft bezeichnen, während ich Rechtsanwalt aus Leidenschaft geblieben bin, der mediative Elemente integriert.
In dieser Zeit habe ich auch Heiner Krabbe kennengelernt, ebenfalls als Ausbilder, der mich wiederum durch seine unaufgeregte Ausstrahlung beeinflusst hat. Hier erinnere ich mich an ein tolles Seminar in Düsseldorf zum Thema: „Umgang mit hochemotionalen Konflikten“.
Nennen möchte ich zum Schluss Dr. Martin Emrich und Hermann Scherer. Bei Martin habe ich eine mehrwöchige Trainerausbildung erhalten, die mich nochmal verbessert hat.
Hermann Scherer habe ich besucht auf einer Veranstaltung in Wiesbaden und kann sagen, dass es bis zu diesem Tag niemand geschafft hat, mich über Stunden an seinen Vortrag zu fesseln, ihm ist es gelungen – zweifellos ein Redner der Spitzenklasse.
Und das alles ist hoffentlich noch lange nicht zu Ende – Entwicklung hört nie auf – auch die Persönliche nicht.
Wieviel Stunden in meiner Ausbildung stecken, weiß ich nicht, aber zu wissen, dass man selbst viel gelernt hat, macht einem die eigene Wissensvermittlung natürlich leichter.
Dieser zurückgelegte Weg kommt jeden Tag meinen Mandantinnen und Mandanten zugute und steckt insbesondere in meinem Seminar „Psychologische Verhandlungsführung“.
Dass mich das nunmehr auch bis Österreich bringt, freut mich besonders. Montag und Dienstag darf ich dort meine Vorstellung von Verhandlungsführung an meine Seminarteilnehmerinnen- und teilnehmer vermitteln.
Was habe ich inhaltlich?
Aufgefallen ist mir eine Entscheidung des Hessischen Landesarbeitsgerichtes, in der es um Schulungsfragen im Betriebsverfassungsrecht geht.
Schulungs- und Bildungsveranstaltungen sind im wesentlichen für reguläre Betriebsratsmitglieder gedacht.
Fällt ein Mitglied aber für einen längeren Zeitraum aus, kann unter Umständen ein Ersatzmitglied zu einer Veranstaltung geschickt werden.
Vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht (LAG) stritt darüber ein Betriebsrat mit seinem Arbeitgeber.
Das LAG entschied, dass die Grundlagenschulung aufgrund der Landzeiterkrankung erforderlich gewesen und der Arbeitgeber somit zur Kostenerstattung verpflichtet sei, Hessisches Landesarbeitsgericht, Beschluss vom 17.01.2022, 16 TaBV 99/21.
Euch eine schöne Woche!