Wochenrückblick KW 20 2023

 

Zuhören – Verstehen – Ängste nehmen – Brücken bauen – entscheiden oder entscheiden lassen!

Egal, mit wem ich gerade rede, kaum einer versteht, was um uns herum abgeht, aber fast jeder hat eine Meinung.

Regierung, Ukraine, Laufzeit von Atomkraftwerken, eine Fraktion weiß, was richtig ist und erklärt die jeweils andere für doof.

Ich maße mir nicht an, Lösungen präsentieren zu können.

Aber Corona, die Ukraine Krise und die aktuelle Diskussion um Laufzeiten haben gemeinsam, dass es mittlerweile Mode geworden ist, „besser“ zu wissen ohne über wirkliches Wissen zu verfügen.

Impfen ist gut, nicht impfen ist böse, Waffenlieferungen sind gut, Diplomatie fordern ist böse. Atomkraft ist gut, sie abzuschalten falsch.

Was ist los?

Als ich vor der geplanten Einführung der einrichtungsbezogenen Impflicht einen Vortrag vor ungeimpften Pflegerinnen und Pflegern in Kassel gehalten habe, habe ich mich der „Urwerte“ der Mediation besonnen – als aller Erstes zuhören.

Meine Teilnehmer:innen hatten Angst aufgrund von Vorerkrankungen, erlebten Impfschäden in der Familie, einige waren verunsichert und ja vielleicht auch eine kleine Schar einfach nur dagegen.

Bevor ich auf der Basis der juristischen Erwägungen meine arbeitsrechtlichen Tipps gegeben habe, habe ich jedem einzelnen Einwand aktiv meine Aufmerksamkeit geschenkt – so gut das in einem Vortrag eben geht.

Worauf will ich hinaus?

Zuhören ist vielleicht „old school“, aber unersetzlich, um zu verstehen.

Andersdenken heißt nicht falsch zu denken.

Und auch, wenn ich eine andere Meinung habe, muss ich erstmal versuchen zu begreifen, was für Motive, Gefühle, Bedürfnisse und Kenntnisse mein Gegenüber hat.

Dann gelingt es eher, auch umgekehrt auf Verständnis zu hoffen und bestehenden Ängste und Ressentiments zu begegnen.

Worum geht es mir dabei?

Ich will Brücken bauen und dabei trotzdem jedem seine Sicht lassen.

Die Mediation gibt dafür dem Mediator Methoden an die Hand, die allerdings in jeder Verhandlung eingesetzt werden können – nicht nur bei Mediationsparteien.

Als Beispiel dafür ist der Perspektivwechsel zu nennen, der die Konfliktparteien abverlangt, sich in die jeweils andere hineinzuversetzen.

Eine indianische Weisheit umschreibt das so:

„Gehe hundert Schritte in den Schuhen eines anderen, wenn du ihn verstehen willst.“

Ich glaube, wir würden viele unserer Mitmenschen mit anderen Augen sehen, wenn wir uns diese Mühe machen würden.

Dieser Weg führt in meiner Welt nicht selten zu außergerichtlichen und guten Entscheidungen.

Das Schöne daran ist, es ist am Ende dieses Weges die eigene Entscheidung.

Erst, wenn dieser Weg nicht mehr gegangen werden kann, lasse ich entscheiden und das heißt, den Instanzenweg vor Gericht zu suchen.

Ein weniger – zugegeben -, aber eben dann notwendig.

In den letzten vor meinem Urlaub und danach war ich viel in Verhandlungen.

Diese Woche ging es zum Beispiel um die Einführung mobiler Arbeit.

Nächste Woche geht es nach Erfurt zum Seminar und darauf freue ich mich ja bekanntlich immer.

Euch eine schöne Zeit bis dahin! Genießt die Sonne!