Wochenrückblick KW 29 2023
Seit Dienstag war ich in der Hauptstadt nahe Tiergarten. Ich hatte die Ehre, erfahrene Betriebsräte zum Betriebsverfassungsrecht 3 zu schulen.
Abends habe ich an meinem Vortrag „Konfliktmanagement in Alltag und Beruf“ für den 06.09.2023, 18.30 Uhr im Museum Wortreich gearbeitet.
Mit diesem Datum ist mir fast ein Kunststück gelungen, denn am 08.09.1998 bin ich zur Rechtsanwaltschaft zugelassen worden, also vor nun fast 25 Jahren.
Nach einer solchen Zeit blickt man schon mal zurück und das habe ich in Berlin für mich getan.
Ich glaube fest an die Unvorhersehbarkeit weltlicher Abläufe.
Trotzdem habe ich in meinem Leben nicht selten Schicksal spielen müssen und mich gefragt, warum kam dieser Fall ausgerechnet zu mir und wie wäre das Leben meines Mandanten oder meiner Mandantin verlaufen, wenn ich nicht da gewesen wäre.
Natürlich sind meine Fälle in ihrer Bedeutung nicht immer schicksalhaft gewesen, aber es gab sie.
Da waren drei Kinder, die nach dem Tod ihrer Mutter meinen Schutz und den ihrer Tante brauchten, da war eine junge, verheiratete Türkin, die am Arbeitsplatz ihren Arbeitskollegen aus Verzweiflung niederstach, weil er sie mehrfach sexuell belästigt hatte, da war der Vater, der die Ermordung seiner Kinder zu betrauern hatte, der Kassenleiter, der zu Unrecht fristlos gekündigt wurde, der Junge, der mit 15 Jahren schon 500 Straftaten begangen hatte, der Drogenabhängige, der heute ein glückliches Leben führt, der Betriebsrat, den ich mit eigenem Personenschutz zu seiner Betriebsratssitzung begleiten musste, meine zahllosen Mobbing- und Diskriminierungsopfer und der Familienvater, der aufgrund seiner Spielsucht zum Highroller und damit gleichzeitig zum Betrüger wurde.
Was ich aufrichtig sagen kann, dass ich in jedem dieser Fälle jeden zeitlichen Aufwand betrieben habe, der möglich war, jeden Versuch unternommen habe, zum Erfolg zu kommen.
Ich war gleichwohl getrieben von der Angst, nicht genug getan zu haben, was dann möglicherweise dazu hätte führen können, die Rechtsposition der Mandanten zu verschlechtern.
Ich habe von heute rückblickend gelernt, ruhiger zu leben und obwohl mein Tempo immer noch hoch ist, habe ich insgesamt die Zahl meiner Fälle verringern müssen.
Das, was ich mache, mache ich aber mit dem Herzblut eines „Dreißigjährigen“ und immer in dem Wissen, Schicksal sein zu können.
Euch eine schöne Woche!
Ich bin ab Dienstag Onlinereferent am Starnberger See, nächste Woche geht es dann nach Hannover.
Man sieht sich!