Wochenrückblick KW 44

 

Anfang der Woche durfte ich wieder mal nach Berlin reisen.

 

Zwei Tage Seminar mit einem befreundeten Psychologen, Professor Dr. Harald Ege.

 

„Psychologische Verhandlungsführung vor Gericht“ ist unser gemeinsames Anliegen.

 

Harald spricht dabei unter anderem über Manipulation im allgemeinen, abstrakten Sinne und im Gerichtssaal im Besonderen.

 

Wir haben das Seminar in Blöcke aufgeteilt und referieren abwechselnd.

 

In Berlin ist mir dabei während seines Vortrages wieder mal bewusst geworden, dass die Gerichtsverhandlung nicht die beste Methode der Streitschlichtung ist, denn nahezu alle Beteiligten stehen unter Zeitdruck.

 

Und natürlich manipulieren auch Richter – zum einen die Prozessbeteiligten, aber natürlich auch die beteiligten Rechtsanwälte.

 

Dies geschieht zum einen, indem Richter die Erfolgsaussichten der Mandanten trotz klarer Rechtslage in Zweifel ziehen. Gerne genommen wird auch der Hinweis von Richtern, dass der Instanzenweg lang und teuer ist, was zwar – leider – grundsätzlich richtig ist, zum Beispiel bei rechtschutzversicherten Mandanten aber eine nur untergeordnete Rolle spielt.

 

Hilft auch das nicht, werden Killerphrasen eingesetzt. Anwälten wird dann im Beisein der Mandanten erklärt, sie hätten die Schriftsätze nicht richtig gelesen oder hätten sich nicht ausreichend über den tatsächlichen Sachverhalt und/oder die Rechtslage informiert.

 

Mit welchem Ziel geschieht dies – klar, um sich – mehr schlecht als recht- zu vergleichen bzw. den Rechtsstreit schnell zu beenden und dabei ist es – manchen – Richtern egal, ob einer der Parteien dabei einen schlechten Schnitt macht.

 

Was ich bereits als junger Rechtsanwalt besonders schlimm fand, war, dass Richter sogar aufforderten Klagen im Termin zurückzunehmen, was fatale Folgen für den oder die Mandanten gehabt hätte – und das bei Sachverhalten, die am Ende tatsächlich noch in der gleichen Instanz gewonnen wurden.

 

Natürlich ist unser Seminarziel, Verhandlungsführern das bewusst zu machen und sich vor derlei Taktiken zu schützen und ihnen vor allem aktiv zu begegnen.

 

Ich verbinde damit zusätzlich gerne den Hinweis, nicht zu vergessen, selbst in laufenden Verfahren, weiter auch außerhalb des Gerichtssaals nach Lösungen zu suchen.

 

Das Mediationsverfahren ist hierfür prädestiniert, aber selbst wenn ich keinen zusätzlichen Mediator engagieren möchte, kann mir die Technik der Mediation eine wertvolle Hilfe sein – die Trennung von Menschen und Problemen, das Verhandeln hin zu Interessen, um Lösungsangebote überhaupt finden zu können.

 

Der Vorteil des Mediationsverfahren ist, dass die Beteiligten die Lösung ihrer Ausgangssituation selbst suchen sollen, was ja zu einer wirklich nachhaltigeren Lösung führt, als wenn ein Richter ein Urteil fällt oder einen unter Zeitdruck formulierten Vergleich präsentiert.

 

Urteile produzieren Sieger und Verlierer, aber die heutige Komplexität der zu verhandelnden Sachverhalte fordert eigentlich mehr wahren Frieden, als „nur“ Rechtsfrieden.

 

Wenn ein Rechtsstreit nachhaltig beendet ist, können sich alle Parteien wieder auf ihre Arbeit konzentrieren – und müssen nicht die nächste Attacke des Gegners fürchten.

 

Ich lasse jedenfalls selbst in laufenden Verfahren die Tür immer angelehnt und werfe sie in aller Regel nicht zu, um vielleicht doch noch zu einer außergerichtlichen Einigung zu kommen.

 

Allerdings gilt auch für mich der Grundsatz : „Keine Regel ohne Ausnahme!“

 

Und das bringt mich auf das Ende der Woche!

 

Freitag hatte ich eine Gerichtsverhandlung in einem Umgangsverfahren, indem die Mutter nach sehr dezidiert geäußerter Auffassung des Richters ihr Kind manipuliert, nur, damit es den Umgang mit dem Vater verweigert.

 

Darauf gibt es dann nur eine Antwort – entscheiden lassen, in dem Fall bedeutet das die Einholung eines kinderpsychologischen Sachverständigengutachtens.

 

Nächste Woche geht es dann erst nach Fulda, abends dann ein kleines Online-Seminar zum Thema „Konflikte lösen“ und in der Nacht geht es dann noch nach Dresden zum Seminar, Thema
Arbeitsrecht 1 für Betriebsraete bis Mittwoch.

 

Donnerstag und Freitag ist dann Büro angesagt.

 

Euch eine schöne Woche!